Vermeide diesen Anfängerfehler im Bewerbungsgespräch

Immer wieder sehe ich Kandidaten, die nach einem Bewerbungsgespräch Absagen kassieren, weil sie den Anfängerfehler begehen, den ich in diesem Video mit dir besprechen will. Also: Fall du bitte nicht darauf rein!  

Zuerst läuft alles noch gut. Man begrüsst sich freundlich, lächelt, nimmt das „Wasser ohne“ dankend an und setzt sich gemeinsam an den grossen Tisch. Man erzählt von seinem Werdegang, beantwortet brav die HR-Fragen über Stärken, Schwächen und warum man denn zum Unternehmen passt.

Die andere Seite erzählt von Unternehmenszielen, Struktur und Aufgabenbereich und alle haben ein gutes Gefühl.

Und dann kommt’s: Die Interviewenden richten ihre volle Aufmerksamkeit noch einmal auf dich und wollen von dir wissen:

„Was haben SIE denn noch für Fragen?“

Und du so:

"Kann ich auch 80% arbeiten? Wie rechnen Sie die von mir gefahrenen Kilometer ab? Macht das Team denn oft Überstunden? Wie sieht es denn mit dem Lohn aus? Bis jetzt hatte ich monatlich 6'000.- fix und darunter möchte ich nicht gehen."

Wenn du zum Gespräch geladen wirst, bist du weit gekommen. Sei Napoleon, sei Athene. Bitte bleib wenigstens ein bisschen strategisch.

Ich glaube dir ja, dass dich die Antworten auf die Fragen nach Stellenprozenten und Salär brennend interessieren. Aber in erster Linie geht es aber darum, glaubhaft zu übermitteln, dass der dich Job intrinsisch motiviert. Intrinsisch motiviert sein heisst: Du bist Feuer und Flamme für den ArbeitsINHALT und nicht bloss für das tolle Salär und die schönen Büros. Das wären dann klare Beispiele für extrinsische Motivation, wo die Anreize ausserhalb des Arbeitsinhalts liegen.

Halte diese Fragen zurück und erfahre zuerst mehr über Firmenvision, Firmenkultur und Teamzusammensetzung. Was war die grösste Herausforderung im letzten Jahr? Daraus ergeben sich geniale Folgefragen.

Dann: Wie entwickelt sich EUER Markt? Welche Skills, welches Know-how meinerseits würde denn die bestehende Team-Expertise besonders gut ergänzen? Wie können wir das gemeinsam anpacken? Was muss ich denn - neben allem Fachlichen - sonst noch mitbringen, um reüssieren zu können?  

Siehst du, es geht erst einmal darum, dass du dich aufrichtig für den Anderen interessierst, bevor du zu dir und deinen Ansprüchen kommst. Dass du herausfindest, was dem anderen wichtig ist und wo der Raum liegt, den du optimal einnehmen kannst.

Wenn du gleich nach Konditionen fragst, vermittelst du einen sehr unreifen ersten Eindruck. In den meisten Fällen wirst du gegen die Bewerberin, die die richtigen Fragen stellt, nicht einmal den Hauch einer Chance haben.

Wenn du denkst, dass es nichts anderes als „ehrlich“ ist, sofort nach den Konditionen zu fragen, bevor man sich über alles andere unterhält – z.B. um keine Zeit zu verlieren - dann darfst du einfach nicht traurig sein, wenn bei dir ganz flux die Absage reinschneit...  

Aber ich weiss schon... wenn du so denkst, wirst du dann auch sagen: „Es hat halt nicht gepasst.“

Und das mein lieber Freund, meine liebe Freundin, ist der Anfängerfehler.

23.09.2019 | Index:

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